Freitag, 2. April 2010

Biologismus - Teil 1

Im Mamablog gibt es einen Artikel, der versucht das Thema Unterschiede in Frauen und Männergehirnen zu beleuchten.
Die Wahrheit über das männliche Gehirn
Ich möchte Frau Binswanger gleich mal zur Titelwahl gratulieren - denn meist wird das maskuline Gehirn als Referenz genannt und dann über die Art geredet, wie sich die Gehirne von Frauen unterscheiden. Das ist schon aus Sicht der Biologie der völlig falsche Ansatz. Das männliche Gehirn ist das veränderte, das Basismodell das Weibliche.

Dabei gibt es unterschiedliche Zeitpunkte, zu denen diese Ausprägungen stattfinden. Vorgeburtlich, in der Pubertät und dann auch noch jeh nach aktuellem, hormonellem Millieu. Und je nachdem betreffen sie unterschiedliche Dinge.

Wenn man von Unterschieden zwischen Frauen- und Männergehirnen spricht, kommt gerne Gegenwehr von Feministinnen. Schnell wird von Biologismus gesprochen, der der Gleichberechtigung wieder die Barrieren in den Weg legt die der Feminismus der zweiten Welle mit der grossen Ikone "John Money" doch eigentlich ausgeräumt hatte - und alle Geschlechtsunterschiede auf Sozialisierung zurück führte.

Die frühere Argumentation der angeborenen Unterlegenheit der Frau steckt gewissermassen noch tief in den Knochen, und um sich ein Bild zu machen, warum das so ist, schadet es nicht, sich diesen Text einmal zu gemüte zu führen: Über den pathologischen Schwachsinn des Weibes.

Meiner Ansicht nach ist die aktuelle Haltung, bei jeder Erwähnung von neurologisch begründeten Unterschieden gleich davon auszugehen, dass diese Frauen in ein schlechtes Licht setzen, aber auch eine ziemlich Frauenfeindliche, denn man geht ja offensichtlich automatisch davon aus, dass diese negativ sein müssten. So kann und darf man das nicht sehen.

Ich will zwei Beispiele nennen:
Unterschiede in der Orientierung (gehört zu den vorgeburtlich angelegten Unterschieden):
- Männer orientieren sich oft mit Zahlenketten. 3. Strasse rechts, dann an der 2. Ampel links...
- Frauen eher an Wegmarken: Der Strasse folgen bis zu Post dann rechts und nach der Kirche links...

Ich sehe da erstmal keine Wertigkeit drin. So wie Strassenkarten aufgebaut sind, haben es Männer allenfalls etwas leichter, sie zählen durch, während Frauen sich erstmal anhand der Karte die Situation vorstellen.

Tatsächlich erkenne ich aber auch eine Benachteiligung der Männer. Ich hab schon erlebt, wie sich einer auf dem täglichen Arbeitsweg verfahren hat; weil er sich verzählt hat.

Um gut zu Navigieren, müssen beide Geschlechter über den instinktiven Schatten springen. Am besten navigiert, wer sich die Situation von Oben vorstellt.

Noch interessanter wird es bei einem Punkt, der vielen Frauen sauer aufstösst und der auch in den Kommentaren des Mamablogs :
Die Grundaussage, Frauen könnten nicht Einparken. (Zu einem grossen Teil eine Frage des aktuellen Hormonmillieus)
Nun erstmal die Frage, woran liegt das überhaupt? Und die kann ich beantworten, weil ich da gewissermassen brutal in die Falle getappt bin:
Als sich mein Hormonmilleu veränderte, verschlechterte sich meine Ortung für Gegenstände oder Töne im Raum. Das ist mir erst spät aufgefallen - und erst nachdem ich mir einige Schäden am Auto zugezogen habe. Es wäre allerdings nicht zu Schäden gekommen, wenn das bei mir immer so gewesen wäre, denn das Problem war, dass ich mich auf einen Sinn verliess, der gar nicht mehr da war. Im Grunde genommen kann man das gerade beim Einparken sehr gut umgehen, in dem man über die Seitenspiegel rückwärts fährt.

Nun ist das aber tatsächlich ein echter Nachteil für Frauen? Mal abgesehen davon, dass Frauen dafür ansonsten besser Auto fahren (die Versicherer wissen das) gab es einen Ausgleich:
Eine immense Verbesserung meines Reaktionsvermögens und der Hand-Augen Koordination. Da verlieren testosterongetränkte Gehirne so einiges und man muss sich nicht wundern, warum männliche Jugendliche oft etwas Tumb wirken.

Das sind nur einige wenige Aspekte. Aber ich wollte auch nur verdeutlichen, dass die ganze Sache oft etwas Einseitig betrachtet wird.