Freitag, 6. März 2009

Stimme – Fortschritte und Rückschläge

Eine Freundin von mir, der ich das Konzept mit der Kopfstimme, wie es im amerikanischen mittlerweile recht verbreitet ist, anhand der Videos von CandyFLA (Suchbegriff auf Youtube “Transgender Voice”) ziemlich gut angenommen und klingt nicht mehr wirklich maskulin. Als sie das letzte mal vor einer Woche zu Besuch war hatte ich da fast schon ein schlechtes Gewissen. Ich bekomme es nämlich auch ganz gut hin, zwei Tage davor zum Beispiel ging es sehr gut, sogar als ich mit ihr telefonierte. Als sie zu Besuch war, hatte ich nur meine Notfall-“klassische Stimmtheapie” Stimme zur Verfügung. Allerdings habe ich die ganze vergangene Woche meine Kopfstimme zur Verfügung gehabt, und das Trotz einer Erkältung mit Halsschmerzen. Und auch als mich meine Mutter anrief. Wie meine Freundin am Freitag musste sie allerdings verunsichert Nachfragen, ob ich es bin.

Es ist wohl ein Teil der Transition, den man Bezahlen muss(*). Man verändert sich nach Aussen so stark, dass man häufig nicht wieder Erkannt wird. Wenn dann noch die FFS dazukommt? Ich muss dringend meinen Onkel und seine Frau besuchen, sonst fehlt denen ohne Übergang vielleicht jeder Bezug zwischen dem was sie von mir kannten und dem was ich bin.

In Bezug auf Passing ist das alles natürlich toll. In der Firma wissen manche Leute Aufgrund ihrer Funktion ja Bescheid, aber während ich unglaublich viel, wie soll ich es sagen Frau zu Frau Interaktion oder auch Mann zu Frau Interaktion in Bezug auf mich erkenne, fällt mir auf dass selbst die, die es Wissen, gar nicht ständig im Kopf haben. Allerdings hatte ich auch schon das Gefühl dass es inzwischen Rum ging, kann aber auch Paranoia sein. Ein Kollege sagte mal in dritter Rede er, genauso wie ein Kellner. Aber sonst ist nicht gerade so extrem viel passiert, was es vermuten lässt.

(*) Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde von transsexuellen Menschen nach Abschluss des Transitionsprozesses gefordert, ein völlig neues Leben in einer unbekannten Umgebung zu beginnen und alle alten Kontakte abzubrechen. Klar, um als das gelebte Geschlecht anerkannt zu werden sicher das beste, aber ich glaube ich muss niemandem Erzählen, was passiert, wenn man von Freunden und Famillie, selbst “alten Bekannten” auf einen Schlag getrennt wird?